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Alleine reisen 2.0 | Teil II

  • Autorenbild: Nadine Zarges
    Nadine Zarges
  • 13. Nov. 2022
  • 5 Min. Lesezeit

Am Flughafen angekommen, war meine Nervosität vermutlich auf ihrem Höhepunkt. Ich stellte mich in die ziemlich kurze Schlange am Check in Schalter und kramte zittrig meinen Reisepass aus meinem Rucksack. Ich hatte gar keine Zeit noch großartig nachzudenken, denn nach wenigen Minuten war ich schon an der Reihe und erhielt meine Bordkarten. Daraufhin machte ich mich auf den Weg Richtung Security Kontrollen und verabschiedete mich von meinen Eltern. Ich war so gestresst von der ganzen Nervosität, dass ich mich gar nicht mehr richtig daran erinnern kann. Auf der Rolltreppe drehte ich mich um und winkte den beiden zum Abschied nochmal zu. Auch die Security-Kontrolle war recht schnell geschafft, sodass ich mich auf den Weg zu meinem Gate machte. Dort holte ich mir etwas zu trinken und setze mich in den Wartebereich.


Ab diesem Zeitpunkt war meine Nervosität wie weggeblasen, jetzt konnte ich eh keinen Rückzieher mehr machen. Ruhig lehnte ich mich zurück und beobachtete die Umgebung. Ich war optimistisch und offen für alles was kommt. Die gesamte Hinreise war wirklich entspannt, nach meinem Zwischenstopp in Madrid kam ich dann gegen Nachmittag am JFK in New York an. Zugegeben hatte ich mir den Flughafen von einer Weltmetropole etwas moderner vorgestellt. Ich stand mit ca 200 anderen Passagieren knapp zwei Stunden bei der Immigration an. Währenddessen hatte ich jedoch genügend Zeit mir über das WLAN eine Subwayverbindung rauszusuchen, mit der ich nach Bushwick zu meinem Hostel fuhr. Zum Glück hatte ich mir Zuhause über Google Maps offline Karten runtergeladen, da mein Smartphone kein Netz fand. So konnte ich den Weg von der Subwaystation zum Hostel trotzdem problemlos antreten. Ich war schon darauf vorbereitet, dass die Umgebung des Hostels nicht unbedingt ansehnlich war, also schockierte mich die etwas heruntergekommene Atmosphäre nicht so sehr. Ich lief durch breite Straßen die von Hochhäusern umrahmt wurden, überall Graffitis und in der Ferne hörte ich diese typischen amerikanischen Sirenen von einem Krankenwagen, oder den Cops? Irgendwie erinnerte mich die Atmosphäre in Brooklyn etwas an Bangkok. Vielleicht nicht ganz so chaotisch und nicht so warm, aber irgendwie fühlte ich mich trotzdem wohl.


Während meines Aufenthaltes in New York erkundete ich die Umgebung, mal alleine und mal in Begleitung. Am zweiten Tag traf ich mich mit zwei Hannoveranern, die ich zuvor in einer Facebook-Gruppe kennengelernt hatte. Wir fuhren gemeinsam mit der Subway nach Manhattan. Irgendwie war ich dann doch ganz froh, dass ich die riesige Innenstadt nicht direkt auf eigene Faust erkunden musste. Wobei ich dazu sagen muss, dass das Subway- und Straßensystem von New York wirklich leicht zu verstehen ist. Wir waren am Times Square, haben eine Bustour gemacht, die Freiheitsstatue von Weitem besichtigt und einfach die Gegend erkundet. Ich war ganz froh, dass ich die beiden zuvor schon in Deutschland kontaktiert hatte, so hatte ich direkt zwei Travel-Buddys. Denn die ersten Tage war es irgendwie nicht so leicht Kontakte im Hostel zu knüpfen. Dort waren viele Amerikaner:innen unterwegs die Bekannte in Manhattan besuchten, oder irgendwas erledigen mussten und somit keine Zeit hatten. Es gab sogar einige Bewohner in dem Hostel, die scheinbar für längere Zeit dort unterkamen. Kein Wunder bei den Wohnungspreisen in New York. Irgendwann lernte ich dann aber doch ein paar Leute kennen, mit denen ich gemeinsam etwas unternommen habe. Erst war ich mit Julie, einer Koreanischen Studentin, unterwegs. Sie liebte Gebäck und daher haben wir einige Bäckereien abgeklappert. Samantha kam aus Atlanta und mit ihr habe ich gemeinsam die „High Line“ besucht. Eine Art hochgelegte Sightseeingroute, mit der man Manhattan aus einer anderen Perspektive besichtigen konnte. Mit Shana bin ich Abends mal etwas Essen gegangen, sie war eine Jogalehrerin aus Mexiko, lebte aber auch irgendwie in Boston. Einen weiteren Ausflug habe ich mit einem Holländer, einem Japaner und einer Australierin gemacht. Wir sind morgens um vier Uhr mit einem Uber zur Brooklyn Bridge gefahren und haben uns dort den Sonnenaufgang angeschaut. Dieses Gefühl und die Atmosphäre war unglaublich. Wir waren quasi alleine auf der Brücke, alles war ruhig und langsam färbte sich der Himmel in den schönsten Farben. Die ersten Sonnenstrahlen ließen Manhattans Gebäude glitzern. Hierbei sind auch meine liebsten New York Fotos entstanden. Da sieht man wieder mal wie sehr es sich lohnt, das Haus zu ungewöhnlichen Uhrzeiten zu verlassen. Mit diesem Highlight habe ich dann auch meinen letzten Tag gestartet und mich gegen Mittag auf den Weg zum Flughafen gemacht.


Fotoreportage New York
New York, Brooklyn Bridge Park

Mein Fazit zu diesem Urlaub ist also absolut positiv. Ich kann nur jede:n ermutigen „einfach mal zu machen“. Mit ein bisschen Vorbereitung in Form von Filme und Serien auf Englisch schauen, einem gültigen Reisepass, Google Maps offline Karten und einer funktionierenden Kreditkarte, sind die wichtigsten Grundlagen für den ersten Solotrip gesetzt. Ich würde auch auf jeden Fall empfehlen, einen Besuch im Hostel auszuprobieren. Hier lernt man einfach viel leichter andere Menschen kennen als in einem Hotel, auch wenn man hier hin und wieder ein paar Abstriche machen muss. Alleine Reisen ist aufregender, weil man wirklich auf sich alleine gestellt ist. Für mich war es aber auch eine coole Challenge, die mich persönlich auch mutiger gemacht hat. Gerade als Frau hatte ich schon etwas bedenken Abends alleine unterwegs zu sein. Aber ich würde sagen, dass man wirklich auf sein Bauchgefühl und den gesunden Menschenverstand hören kann. Umgebungen an denen ich mich Tagsüber schon nicht so wohl gefühlt habe, habe ich Nachts vermieden. Oder wenn mir eine Situation oder Person merkwürdig vorkam, habe ich das Weite gesucht oder mich zu Leuten gesellt die mir vertrauenswürdiger erschienen. Generell gab es aber wenige Situationen, in denen ich dieses Gefühl hatte, aber ich habe es auch nicht drauf angelegt und war abends eher in Begleitung unterwegs.


Auch beim Thema Einsamkeit habe ich jetzt eine andere Sichtweise. Bei meinem ersten Trip alleine durch Deutschlands Norden, war dieses Gefühl ständig präsent und hat mir die Reise etwas madig gemacht. Ich kann nicht genau sagen, warum es in New York anders war. Vielleicht weil es ein größeres Abenteuer war? Ich mehr Leute kennengelernt habe? Es gab so viel zu entdecken, so viel Neues und Unbekanntes. Museen, Streetart, riesige Gebäude, eine andere Kultur. Ich konnte einfach machen worauf ich Lust hatte. Das war wirklich schön, gerade weil ich in Ruhe fotografieren konnte. Trotzdem verreise ich nach wie vor gerne in Gesellschaft. Es ist einfach schön Erlebnisse, mit guten Freunden oder dem Partner zu teilen und gemeinsam Erfahrungen zu sammeln. Aber wenn es wieder mal schwierig ist, einen gemeinsamen Termin zu finden oder ich Monatelang warten muss, obwohl ich es eigentlich nicht mehr abwarten kann, mache ich meine Wünsche und Ziele nicht mehr davon abhängig. Also wenn ihr zum Beispiel unfassbar gerne an ein Ziel reisen möchtet, aber einfach keine passende Begleitung findet… Let’s go! :)



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